Hauptseite -> Altes --> Womit tauchen wir?               poseidon 2/1979 Lutz Strobel

In den 60er Jahren hätte sich eine solche Frage unbedingt noch mit zwei grundverschiedenen Gerätetypen auseinandersetzen müssen - mit den Sauerstoffgeräten (geschlossener Kreislauf) und den Druckluftgeräten (offener Kreislauf). Aus verständlichen Gründen, über die heute wohl kein Tauchsportler mehr ernsthaft diskutiert, wird die erste Gerätegruppe im Sport abgelehnt. Im Vergleich zu anderen ist der "offene Kreislauf' in der Anwendung für Tauchsportler unkompliziert und besteht in der einfachsten Ausführung aus einem Druckluftvorratsbehälter mit Ventil, einem einstufigen Lungenautomaten (LA), den Atemschläuchen mit Mundstück und einer Tragevorrichtung.
Zu der Zeit, als sich der Tauchsport ausnahmslos auf die Verwendung von Drucklufttauchergeräten (DTG) orientierte, war das vom VEB Medizintechnik Leipzig produzierte DTG ,.MEDI 713" ein solcher Typ der einfachsten Ausführung. Alte Hasen in Taucherkreisen schwören noch heute auf dieses Gerät, obwohl es mit seinen beiden kleinvolumigen Behältern nur geringe Tauchzeiten erlaubte und der scherzhaft "Nachttopf' genannte Lungenautomat einem Größenvergleich mit jenem Bettgeschirr ohne weiteres standhalten konnte. Aber das DTG war leicht, einfach zu handhaben und in einer ebenso praktischen wie schönen Tragetasche problemlos zu transportieren.
Seit der Konzentration auf Druckluftgeräte hat die Entwicklung von Atemgeräten für den Sportgebrauch viele Wege begangen, doch alle Konstruktionen lassen sich, von Modeströmungen abgesehen, durch die Ausführung des LA und dessen Trageart am Taucher in ein System einordnen (Bild 1, hier weggelassen).
Als weiteres Unterscheidungsmerkmal könnte die Tauchtiefengrenze gelten. Doch durch die gleichbleibende Verwendung von Luft atmosphärischer Zusammensetzung haben sich die atemphysiologischen Verhältnisse natürlich nicht geändert. Obwohl sich also die Luftlieferleistungen der Automaten und der Atemgasvorrat bei einigen Gerätetypen bemerkenswert vergrößerten, haben sich die Gefahren des tiefen Tauchens nicht verringert - eine Einteilung von DTG nach möglichen Tiefen wäre für den Tauchsportler ein rein technischer Vergleich ohne Aussagekraft.
Auch der VEB Medizintechnik entwickelte seine DTG weiter, produzierte Ende der 60er Jahre ausschließlich Geräte der "Hydromat"-Serie: Zwei- und Dreiflaschengeräte mit einem zweistufigen Kompaktautomaten und Doppelfaltenschläuchen -zur damaligen Zeit ein dem internationalen Stand entsprechendes Gerät. Kurze Zeit darauf folgte auch ein Einflaschengerät mit einer Plasttrageschale.

Mit der Konstruktion der Mundstück-Lungenautomaten ergaben sich auf diesem Gebiet international kaum mehr einschneidende Veränderungen. Die Entwicklung konzentrierte sich aufs Detail: Funktionssicherheit durch weniger mechanische Einzelteile, größere Luftleistungen durch Injektoreffekt, geringere Atemwiderstände durch Kolbensysteme und niedrige Kosten durch Verwendung von Plastwerkstoffen. Weit mehr Aufmerksamkeit widmeten die Konstrukteure dagegen den Druckluftvorratsbehältern und ihrer Kombinationsfähigkeit zu Gerätesystemen. Das Hauptaugenmerk lag vor allem auf der Realisierung von Forderungen wie größerer Luftvorrat bei gleichem Volumen, geringe Eigenmasse, einfache Wartung und Pflege, lange Lebensdauer.

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Soll das Behältervolumen konstant bleiben (7 bis 16 Liter), kann ein größerer Gasvorrat nur durch höheren Fülldruck erreicht werden. War aber der Schritt von 15 MPa (150 kp/cm²) auf 20 MPa noch relativ einfach, so warf die weitere Erhöhung auf 30 MPa doch Probleme auf: Derartig hoch zu belastende Behälter waren, wenn aus herkömmlichen Werkstoffen gefertigt, aufgrund ihrer notwendigen Wanddicke zu schwer. Selbst die sogenannten "Leichtstahlflaschen" aus legierten Stählen, wie zum Beispiel 34 Cr Mo 4, erhielten mit der Fülldruckerhöhung gleichzeitig eine für Taucherzwecke recht hohe Masse. Die Lösung fand man zum Teil mit bestimmten Aluminiumlegierungen.
Der VEB Medizintechnik, alleiniger Hersteller unserer DTG für Ausbildung und Sport, folgte mit der Entwicklung des "Hydromat 66", eines getrennten LA mit Mundstückstufe, dem internationalen Trend. Auch die Erhöhung des zulässigen Fülldrucks auf 20 MPa konnte realisiert werden, allerdings auf Kosten der Masse. Da aber schon die Vorgängertypen mit Auftriebsmitteln versehen waren, lag die Lösung dieses Problems bereits vor. Und so einfach blieb sie auch: Ekazellzwischenstücke, die gleichermaßen Auftriebskörper wie Distanzstück darstellen, dünne Halteschellen und anatomisch unmögliche Begurtung. Dabei ist es für findige Konstrukteure und Technologen bestimmt kein Problem, bei günstiger Formgebung des Auftriebskörpers und entsprechender Materialwahl außer den erwünschten Auftriebseigenschaften gleichzeitig die Funktion einer Tragschale und eines Standfußes zu erzielen sowie auch einen guten mechanischen Schutz der Behälter zu erreichen.
Und es wäre ein Abmachen, wenn die Behälter als solche einige vorteilhafte Veränderungen erführen. Natürlich sind bei der Entwicklung eines Tauchergerätes dem Konstrukteur Grenzen unterschiedlicher Art gesetzt; Standards und Anordnungen, die meist unumgängliche Sicherheitsmaßstäbe darstellen. Diese Ordnungen und Bestimmungen könnten aber auch richtungweisend sein, wenn sie zum Beispiel weitblickend verlangen würden, daß Behälter für Druckluft, in denen sich aufgrund des Ausscheidens der Luftfeuchtigkeit Wasser ansammelt, regelmäßig entwässert werden sollen, um somit der inneren Korrosion zu begegnen.
Dem Gesamtproblem Korrosion würde zweifellos am effektvollsten Einhalt geboten, wenn man den Zutritt von Feuchtigkeit zum Gerät unterbinden könnte -praktisch ist das kaum lösbar. Deshalb kann die Korrosion nur durch optimale Materialwahl, spezielle konstruktive Lösungen und entsprechende Handhabung, Wartung und Pflege auf ein unumgängliches Minimum reduziert werden. Wenn auch der Materialauswahl für den Behälter selbst bestimmte Grenzen gesetzt sind, so kann doch bei der Bestückung mit Armaturen (Ventilen) und Tragevorrichtungen auf Materialkombinationen geachtet werden, die im Zusammenwirken mit Wasser keine Kontaktkorrosion zulassen. Bild 2 zeigt mögliche Korrosionspunkte an einem DTG-Behälter.
Aus einer Analyse des internationalen Standes ergeben sich folgende Möglichkeiten einer derzeitig optimalen Verminderung von Korrosion an den Angriffspunkten:

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1 - Die äußere freie Behälterwand ist nur geringfügig gefährdet, wenn sie einen guten Oberflächenschutz (verzinkt, grundiert und farbbehandelt) erhält und vom Nutzer vorschriftsmäßig behandelt wird, d. h., wenn er nach einem Tauchgang das Gerät mit klarem Wasser spült und es an luftiger Stelle schnell trocknen kann. Wirksam sind diese Maßnahmen allerdings nur dann, wenn die Oberflächen nicht durch mechanische Beeinflussung (Stoß, Schlag) bereits beschädigt sind. Dazu noch ein Hinweis für "Hydromat'-Nutzer: Wenn auch die hölzerne Transportkiste das Gewicht eines Gerätes fast verdoppelt und deshalb zwei Taucher immer nur eine Kiste tragen können und wenn auch die Kiste als solche eine fragwürdige Verschwendung des Rohstoffes Holz darstellt - solange keine praktische Tragetasche zum Gerät gehört, sind die DTG in der Kiste beim Transport immer noch besser geschützt, als ohne jede Verpackung...


2 - Die Gefahr der äußeren Sauerstoffkorrosion mit Bildung von Lokalelementen ist hier gegeben, wenn Wasseransammlungen zwischen dem Standfuß und dem Behälter möglich sind. Da sich das im allgemeinen nicht vermeiden läßt, sollte der Standfuß beim Abspülen und Trocknen des Gerätes entfernt werden.

3 - Die Halteschellen, sofern "nacktes" oder nur ungenügend behandeltes Metall, können zur Sauerstoff- sowie zur Kontaktkorrosion führen. Kontaktstellen werden am besten durch ein mit einer verhältnismäßig dicken Plasthaut überzogenes Schellenband vermieden. Nach Möglichkeit sollten die Bänder auch mit einem bequemen Schnellverschluß versehen sein. Das würde nicht nur Oberflächenbeschädigungen am Behälter bei der Zusammenstellung zu Packs vermeiden, sondern beim Abspülen und Trocknen kann auch hier die Oberfläche problemlos einbezogen werden.

4 - Diesen Punkten ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Da trotz aller Maßnahmen bei Ventilen mit konischen Einschraubgewinden nach einiger Zeit Korrosion auftritt, die zudem nur bei eventueller Erneuerung des Ventilkörpers bemerkbar wird, haben alle größeren Herstellerfirmen die Produktion auf Behälter und Ventile mit zylindrischem Einschraubgewinde (mit 0-Ring-Dichtung) umgerüstet. Die Ventilgehäuse sind aus Messing. Eine Mattverchromung schützt auch bei häufigem Ein- und Ausschrauben das Gewinde und die Auflagefläche vor Korrosion. Ein weiterer Vorteil besteht in der Spannungsfreiheit des Metalls, da diese Ventile nur mit maximal 80 Nm verschraubt werden, während man ja die konischen Gewinde beim Einschrauben fast bis an die Fließgrenze belastet und damit einer Spannungskorrosion häufig gute Angriffspunkte bietet.


5 - Der korrosive Angriff bei stehendem Wasser im Behälter oder bei Kondensattropfen an der Innenwand tritt vor allem an der Luft-Wasser-Grenze in Form von Lochfraß durch Bildung von Lokalelementen auf. Begünstigt wird dieser Vorgang bei vollen Behältern zudem durch den erhöhten Sauerstoffpartialdruck. Innenbeschichtungen oder die Verwendung einer speziellen Aluminiumlegierung - z. B. Al Mg Si 1 - sind dieser gefährlichen Korrosion gegenüber relativ beständig. Abhängig ist dieser Prozeß von der Wassermenge im Innern. Das Wasser kann über den LA in die Behälter gelangen, wenn mit dem leergeatmetem DTG und mit im Wasser eingetauchten Mundstück an der Wasseroberfläche geschwommen wird (Restdruck im Behälter belassen!). Auch über den Einschraubstutzen des Ventils kann beim Abspülen Wasser eindringen (Ventile schließen, Verschlußschrauben einsetzen!). Am häufigsten aber wird Wasser beim Füllvorgang durch den Kompressor in die Behälter gefördert. Übersteigt zum Beispiel bei 20 MPa der zulässige Feuchtegehalt der abgefüllten Luft 50 mg/m3 (unter Normaldruck gemessen), so besteht die Gefahr, daß die Feuchtigkeit im Behälter auskondensiert. Werden bei großen Verdichtern die Ablaßzeiten der Abscheider eingehalten, bleibt auch die Luft trocken. Kritischer ist es bei Kleinkompressoren, die häufig nicht mit ausreichenden Filteranlagen ausgerüstet sind.

Weit wirksamer als alle Innenbeschichtungen sind die regelmäßige Entleerung und Innenbesichtigung der Behälter - möglich aber nur bei Verwendung eines einfachen Ventileinschraubgewindes. International bewährt hat sich das Gewinde M 25x2; Demontage und Montage von mit solchem Gewinde versehenen Ventilen erfordern ein nur geringes Maß an Erfahrung und Zeitaufwand. Zudem fluchten nach dem Einschrauben Ventil- und Behälterachse stets zueinander, was die Montage von Mehrflaschengeräten erheblich erleichtert. Da das metrische gegenüber dem kleinkonischen Gewinde einen etwa dreimal größeren Öffnungs-Querschnitt aufweist, wird es möglich, den Innenzustand des Behälters leicht zu überprüfen, gegebenenfalls Wasser zu entfernen und den Behälter austrocknen zu lassen.

Uns ist klar, daß ein Übergang vom konischen auf ein zylindrisches Einschraubgewinde auf eine Reihe unserer Ansicht nach überholter Verordnungen stößt, obgleich sich an den Funktionsteilen des Ventils und der Konstruktion der Behälter sonst nichts ändert. Viele Punkte dieser Ordnungen sind zu einer Zeit entstanden, in der man kein anderes Abdichtungsverfahren kannte, als Bleiblättchen zwischen konische Gewinde zu quetschen. Inzwischen löst aber die Technik die meisten Dichtprobleme mit den universellen 0-Ring-Dichtungen - warum sollte der wissenschaftlich-technische Fortschritt ausgerechnet vor unseren Druckluftbehältern haltmachen? Veränderungen dieser Art wären ökonomisch günstiger, würden die Sicherheit beim Umgang mit Druckluftbehälteni erhöhen und bei den Tauchern gewiß nicht auf Ablehnung stoßen . . .

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