Titelseite -> Altes   -->Das DTG "Hydromat"    POSEIDON 5/1971

Gefertigte Varianten des Hydromat-Reglers

In den ersten Jahren der Taucherausbildung in der GST wurden ausschließlich die für den Einsatz im Wasserrettungsdienst des DRK ausgelegten DTG 713 und 713A des VEB Medizintechnik Leipzig verwendet. Die mit den Leistungen der Sporttaucher ständig steigenden Anforderungen konnten mit diesem DTG nicht erfüllt werden.
Im Jahre 1963 wurde mit dem DTG "Hydromat" eine Neuentwicklung des VEB Medizintechnik Leipzig zur Verfügung gestellt. Eine vom Hersteller 1966 vorgenommene Überarbeitung und Erweiterung dieses DTG führte zur derzeitigen Form. Das "Hydromat" ist ein Gerät moderner Konzeption, das vorwiegend für Sporttaucher entwickelt wurde, darüber hinaus aber auch auf dem Gebiet des beruflichen Tauchens und in den bewaffneten Organen eingesetzt wird.

2hydromat bild2.jpg (57307 Byte) Die Entwicklung des DTG "Hydromat" richtete sich nach dem Prinzip des Baukastensystems, es lässt sich mit den entsprechenden Umbauteilen vielen Anforderungen und Einsatzgebieten optimal anpassen.

Die Grundbaureihe des DTG ist aus dem Bild oben ersichtlich. Das DTG kann wahlweise als Ein-, Zwei- oder Dreiflaschengerät benutzt werden.

Die Ausführungsform als Dreiflaschengerät zeigt das Bild links. Es kann immer der zweistufig-kompakte Regler oder ein zweistufig-getrennter Regler benutzt werden.
tragegestell-medi.jpg (29752 Byte)

Der Regler des DTG "Hydromat"

Kompakte Ausführung:

Hydromat 62004

In der Standardausführung wird das Gerät mit einem zweistufigen Regler in kompakter Bauweise angeboten. Aufbau und Funktion dieses Reglers wurden schon beschrieben.

Das Bild rechts zeigt diesen Regler im teilweise zerlegten Zustand. Hier sind zu erkennen:

- Gehäuseoberteil mit Entenschnabelventil
  und Ausatemschlauch,
- Einatemschlauch,
- Mundstück,
- Ventile des Mundstücks,
- Membran und
- Gehäuseunterteil mit eingebauter Hoch-
  und Niederdruckstufe.

Der Regler besitzt einen Einatemwiderstand von etwa 40mm WS und ist auch für spezielle Einsatzgebiete, wie z.B. Benutzung eines CV-Anzuges oder einer Vollgesichts-Tauchmaske, geeignet.

Getrennte Ausführung  (62017, bekannt als "Hydromat 66")

Der Regler ist wie folgt aufgebaut (Bild unten):

Mit der Handverschraubung (Teil 1) wird die Hochdruckstufe an den Druckluft-Vorratsbehälter angeschlossen. Über den 0-Ring aus Gummi (Teil 2) wird mit Hilfe des Hochdruckes eine selbsttätige Dichtung der Verbindungsstelle erreicht. Beim Einatmen durch das Gummimundstück (Teil 3) entsteht im Niederdruckraum (4) ein relativer Unterdruck, der die Membran (Teil 5) in Richtung des Hebels (Teil 6) bewegt. Dieser Hebel wird unter der Wirkung einer kegligen Druckfeder (Teil 7) fest gegen den Sitz des Ventils (Teil 8) gedrückt. Bewegt die Membran den Hebel (Teil 6), so wird das Ventil durch Verkanten geöffnet, und die Luft kann aus dem Zwischendruckschlauch (Teil 9) ausströmen.

Die Funktion der Hochdruckstufe ist die gleiche, wie sie bereits beschrieben wurde. Neu ist lediglich die Anordnung eines Überdruckventils (Teil 14) in der Hochdruckstufe. Dieses Ventil ist konstruktiv bedingt: Beide Stufen besitzen Ventile, die mit dem Druck schließen (Schließrichtung = Richtung der durchströmenden Luft). Schließt die Hochdruckstufe bei einem Ventilschaden nicht vollständig, so erhöht sich der Druck im Zwischendruckbereich ständig, da das Ventil der Niederdruckstufe nicht durch den Zwischendruck geöffnet werden und abblasen kann. Der Zwischendruck erhöht sich solange, bis ein Teil des Reglers zu Bruch geht (meist der Zwischendruckschlauch). Diese Beschädigung wird vermieden, wenn durch den erhöhten Zwischendruck das Sicherheitsventil geöffnet wird und die Luft entweichen kann. Die Ausatmung erfolgt durch das Ausatemventil (Teil 15) und über den Ausatemluft-Ableitungskanal (Teil 16) ins Wasser.

Über den gummi-elastischen Spülknopf (Teil 17), der im Gehäuseoberteil der Niederdruckstufe angebracht ist, kann das Niederdruckventil von Hand geöffnet werden, um z.B. eingedrungenes Wasser auszublasen, zusätzlich Luft zu erhalten oder den Zwischendruckraum nach dem Tauchen zu entleeren. Der Regler besitzt einen Einatemwiderstand von 35 mmWS bei einem mittleren Atemminutenvolumen von 30 l/min.

2. Druckluft-Vorratsbehälter

Das DTG "Hydromat" wird ausschließlich mit 7-l-Leichtstahlflaschen geliefert. Die Flaschen weisen drei unterschiedliche Ventilarten auf:

Ventil mit eingebauter Reserveschaltung und Finimeteranschluß
Dieses Ventil (rechte Flasche) vereint die Baugruppen der Luftabsperrung, der Reserveschaltung und des Finimeteranschlusses in einem Ventilgehäuse. An jedem DTG "Hydromat" ist die Flasche mit diesem Ventil einmal vorhanden (vergl. Bild oben).

Einfaches Ventil
Das Ventil (linke Flasche) dient nur der Luftabsperrung.

Doppelventil
Beim Dreiflaschengerät ist es erforderlich, die Luft über zwei T-Stücke aus der äußeren Flasche zunächst zur Mittelflasche und von dieser zum Regler zu leiten. Für den Anschluß der beiden T-Stücke besitzt deshalb die Mittelflasche ein Durchgangsventil.
Alle Flaschen werden mit einem Mehrschichten-Anstrich geliefert, der sich gegenüber einfachen Anstrichen durch größere Haltbarkeit auszeichnet. Dieser Anstrich sollte erst dann entfernt werden, wenn eine vollkommene Anstricherneuerung unerläßlich geworden ist. Zum Schutz gegen Anstrich-Beschädigungen des Flaschenbodens können vom Hersteller Gummistandfüße bezogen werden.

3. Tragegestell

Für die drei Grundbauformen des DTG "Hydromat" werden drei unterschiedliche Tragegestelle verwendet, da die Anordnung der Flaschen zu unterschiedlich ist.

Einflaschengerät:

Das Tragegestell (siehe oben) besteht aus einer glasfaserverstärkten Polyester-Formschale, die entsprechende Blechschellen für die Befestigung der Flasche und Durchbrüche für die Gurte aufweist. Die Formschale ermöglicht einen bequemen Sitz des Gerätes am Körper und verhindert weitgehend seine Verschiebung beim Tauchen.

Zwei- und Dreiflaschengerät:

Als Tragegestell werden für beide Geräte unterschiedlich geformte Blechschellen verwendet, die mit Spannschrauben gespannt werden. Form und Anordnung des Tragegestells für das Zweiflaschengerät ist aus dem Bild ersichtlich. Das Gurtsystem ist für alle drei Grundbauformen einheitlich, nur für das Dreiflaschengerät wird ein besonderer Schrittgurt benötigt.

Das Gurtsystem besteht aus den beiden Schultergurten, dem Leibgurt und dem Schrittgurt. Sämtliche Gurte weisen zur Längenverstellung günstige Verstellmöglichkeiten auf. Schrittgurt und Leibgurt werden zentral durch zwei leicht zu öffnende Bügelschnellverschlüsse  verschlossen, sie sichern ein schnelles Abwerfen des Gerätes im Gefahrenfall. Die Gurte bestehen aus breitem Dederongewebe und sind ausreichend verschleißfest.

4. Kontroll- und Sicherheitseinrichtungen

Das DTG "Hydromat" besitzt eine Reserveschaltung, die auf eine Flasche wirkt, und ein Finimeter.

Reserveschaltung:

Die Reserveschaltung arbeitet nach dem Sperrprinzip, sie sperrt beim Erreichen des eingestellten Druckes die Luftzufuhr automatisch ab. Der Restvorrat der Flasche (eingestellt auf 40 kp/cm2) kann erst verbraucht werden, wenn die Reserveschaltung durch Ziehen an der Zugstange geöffnet wird.


Gefertigte Varianten des 2-Schlauch-Reglers:

1. Ausführung 1965-66
- Hochglanz-Chrom,
- 1-Punkt-Hebel,
- eigene Ausführung 2. Stufe,

2. Ausführung 1966-73
- etwas matterer Chrom,
- Hufeisen-Hebel,
- 2. Stufe vor Einatemstutzen,

3. Ausführung 1973-74
- grobkörniger Chrom,
- MD-Anschluss,
- Handrad mit Gummi,
- 2. Stufe verdreht zum Einatemstutzen,

Hydromat V1 oben Hydromat V2 von oben Hydromat V3 oben
Hydromat V1 unten Hydromat V2 von unten Haydromat V3 unten
Hydromat V1 innen Hydromat V2 innen Hydromat V3 innen
Hydromat V1 Schema Hydromat V2 Schema

Micha hat noch ein Muster aus der Entwicklung des Hydromaten von etwa 1964 aufgetrieben.

Es kommt der ersten produzierten Variante schon sehr nahe.
Lediglich die Zahl der Sicken in der Unterschale ist geringer und der Schlauchanschluss geringer im Durchmesser.


Ja, und dann gab es bei Leuten, die nichts wegwerfen ;-), einen Kompaktregler, auf den ersten Blick ein Hydromat, aber mit einer flacheren Unterschale.
Beim Öffnen stößt man auf ein Innenleben, das dem Mistral stark nachempfunden ist.
Aha, hier war ein Bastler am Werk,...dachten wir.
Aber dann kam ein anderer Freund, der auch alles aufhebt, mit einer Originalzeichnung von MEDI von 1966, die genau diesen Regler zeigte!
Nanu, bei MEDI wurde also neben der laufenden Prodktion des Hydromaten noch an einem einstufigen Automaten gewerkelt. Warum und was daraus geworden ist, keine Ahnung. Auch meine Zeitzeugen wussten nichts davon.

Das Ende der Produktion von Tauchgeräten bei MEDI/MLW liegt sowieso im Dunklen. Die oben angegebenen Jahreszahlen stammen aus offiziellen Dokumenten von MLW. Und meine alten Bekannten von dort sagen auch steif und fest, dass 1974 Schluss war. Die Produktion sollte im Rahmen der viel gepriesenen Spezialisierung im RGW nach Ungarn ausgelagert werden.
Andererseits tauchten bis Ende der 1980er Jahre immer weiter fabrikneue TG bei den entsprechenden Organen und auch der GST auf. Die Zeichnung der 3. Variante oben stammt so auch von 1988.
Es wäre also denkbar, dass ein bedürftiges "Organ", z.B. das MdI oder die Volksmarine, die Produktion oder zumindest die Montage aus bis 1974 gefertigten Teilen "heimlich" fortgesetzt hat, da man der Spezialisierung erfahrungsgemäß nicht traute und die Geräte ja weiter brauchte.
Wenn jemand dazu Informationen hat, höre ich gerne zu!


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Letzte Änderung: 29.12.2021

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