Altes Tauchen
-> Altes --> Entwicklung des Tauchcomputers (nur der Technik, nicht der Algorithmen) * Kleines Computer-Museum Dipl.-Phys. A. Salm * Jürgen Hermann - Vater des Deco Brain TauchH. 05 * Une histoire des ordinateurs de plongee * Erscheinungsdaten der ersten Tauchcomputer |
* Konstruktion eines Deko-Computers DA A.
von Lünen * Diskusson in DRST zum OSTC (war Open Source) Website zum OSTC * Weiterer Eigenbau-Computer * Dekometer unter Druck delphin 1973 * Geschichte der Dekotheorie * Demontiertes Dekometer * Tauchcomputer mit iPh... igills und ScubaCapsule |
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1953 formulierten dann Groves & Monk von diesem SIO
in ihrem Bericht drei prinzipielle Aufgabenstellungen für so ein Instrument: Dieser Mark I nahm also das Prinzip
des späteren Dekometer vorweg und war mit zwei Geweben sogar besser. Dann kam 1958 das Dekometer von SOS, konstruiert von Carlo Alinari nach einer Idee des Unterwasser-Filmers Vittorio de Sanctis. Es arbeitete prinzipiell ähnlich wie der Mark I von Foxboro, aber in der Realisierung anders. Es verwendete nur ein Gewebe (Halbwertzeit 120min) und eine einzige Blase statt der 5 Faltenbälge des Foxboro. Es wurde wegen seiner Einfachheit und Zuverlässigkeit in verschiedenen Ausführungen die nächsten Jahre sehr verbreitet eingesetzt (Distribution über viele verschiedene Marken). Die Nutzbarkeit für tiefe und Wiederholungstauchgänge war aber wohl sehr umstritten, siehe 'DKM unter Druck' weiter unten. 1963 berichtete man auch in der DDR davon: |
Das Dekompressiometer J. Mietke (Ing.) POSEIDON 5/1963 |
Auch
wenn der Zeiger den roten Bereich verlassen hat, befindet sich im Blut noch ein
Stickstoffrest. Dieser wird vom Dekompressiometer auch berücksichtigt, da der Zeiger erst
ungefähr 6 Stunden noch dem letzten Ausstieg seine Nullstellung wieder erreicht.
Innerhalb dieser 6 Stunden kann dieses Gerät nicht von einem anderen Taucher benutzt
werden. |
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Dies war also ein mechanisch-pneumatisches Analogsystem: | ||
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Der sich erhöhende Umgebungsdruck
presst den Stickstoff aus dem Plastik-Vorratsbehälter durch den keramischen Filter in
eine Konstantvolumen-Kammer, in der sich ein geschlossenes Bourdon-Rohr befindet, das mit
dem Zeiger verbunden ist (invers zum Manometer). Durch den Strömungswiderstand des Filters wird die Halbwertszeit des (nur einen) Gewebes nachgebildet. |
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Je nach Druckzunahme
wanderte der Zeiger auf der Skala von dekofrei über 3m, auf 6m und die tieferen
Deko-Stufen. Unterhalb 18m war das Dekometer strenger als die US-Navy-Tabellen und
oberhalb weniger restriktiv. . |
Das Dekometer hatte
übrigens den Spitznamen bend-O-meter. |
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Wiederum das bekannte US-amerikanische
Scrippts Institution of Oceanography untersuchte 1975 die Leistungsfähigkeit des "single pneumatic resistor decompression computer" und kam zu dem Schluss: "Es wird nachgewiesen, daß sich die Zeitkonstante des Messers im umgekehrten Verhältnis zur Tauchtiefe ändert, so daß der Messer eine Mehrfachgewebe-Vorrichtung darstellt. Die Leistungsfähigkeit des Geräts wurde mit den ohne Dekompression Grenzen' der US-Marine verglichen. Der Gebrauch dieses Meßgerätes durch Freizeittaucher ist abzulehnen!" In die selbe Kategorie der pneumatischen Analogsysteme gehören noch die folgenden: |
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Es ist schon erstaunlich, dass reichlich 10 Jahre nach den ersten elektrischen Simulationen (Tracor 1963) noch diese pneumo-mechanischen Geräte erschienen. Aber ohne Batterie auszukommen, hatte schon Vorteile! |
![]() Noch weitere Ausführungen von SOS |
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![]() Hat jemand Infos dazu? |
Es wurde dann
natürlich versucht, das elektronisch nachzubauen, immer noch in Analogtechnik.
Ein Blockschaltbild sah zum Beispiel so aus:
![]() von Texas Research Associates, Inc. Die
bisherigen Geräte arbeiteten ja rein mechanisch, benötigten also keine Batterie! |
Und dann kamen sie, die digitalen
... Danach kam der XDC-2 von der kanadischen CTF Systems Inc., der in Echtzeit rechnen konnte und
schließlich der XDC3, auch CyberDiver genannt, der schon mit Mikroprozessoren arbeitete (Bild unten). Er konnte
unter Wasser mitgeführt werden und maß über einen HD-Schlauch auch den
Flaschendruck. Allerdings mussten seine vier 9-V-Batterien alle 4h ausgetauscht
werden :-(( |
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1979
kam auch der XDC-4, der bereits mit Mischgasen arbeiten konnte. Sein Mehrprozessor-System
war in der Lage, nach verschiedenen Dekompressionsmodellen zu rechnen. Er war aber wohl zu
teuer, um sich durchsetzen zu können. Ab 1976 versuchte auch DACOR, die bereits eine bekannte Firma für Tauchsporterzeugnisse war, einen Tauchcomputer zu entwickeln, den DDC (Dacor Dive Computer). Obwohl sich das Rechnen nach dynamischen Dekompressionsmodellen bereits als der richtige Weg erwiesen hatte, versuchte DACOR, nur Dekotabellen abzuspeichern und auszulesen. Sie gaben eine halbe Million $ aus, um Prototypen bauen zu lassen, scheiterten aber auch daran, eine autonome Stromversorgung für 12h zu realisieren. |
Damaliger Werbetext: Zur Zeit ist der DDC der einzige Tauchcomputer der Welt, der analog zur US-Navy-Tabelle alle nötigen Werte sogar für Wiederholungstauchgänge liefert. Über gut ablesbare Digital-Leuchtdioden zeigt der Computer zehn verschiedene Werte an: - Tiefe, - Tauchzeit (bis zu vier Stunden pro Tauchgang), - Zeit nach dem Tauchgang, Die an der Oberfläche nach dem Tauchen verbrachte Zeit wird bis zu zwölf Stunden lang automatisch angezeigt. - Dekometer, - maximal beim Tauchen erreichte Tiefe, - Wiederholungstauchgänge, Alle für Wiederholungstauchgänge benötigten Werte werden gespeichert und automatisch angezeigt. - Aufstiegsgeschwindigkeit, Steigt der Taucher schneller als 20 Meter pro Sekunde, so wird er gewarnt. - Deko-Warnlicht, Es warnt den Taucher vor Überschreiten der Nullzeit. |
![]() - Batterie-Prüflicht, |
Auch die U.S. Navy verwendete
Anfang der 80er Jahre einen mikroprozessorbasierten Tauchcomputer, den UDC (Bild rechts). 1980
brachte die kanadische KyberTec dann den CyberDiver
II auf den Markt. Wie der geplante DDC von DACOR war
das nur ein Tabellen-Leser, hatte aber zusätzlich eine Flaschendruckanzeige und einen
akustischen Alarmgeber. |
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![]() Ebenfalls 1980 kam als seitliche Arabeske der Vanguard - No - Decompression - Monitor von der Aquatechnology Inc. nach einem Patent von James G. Farrar aus Florida/USA auf den Markt. Man müsste sich mal schlau machen, wie das Ding funktionierte.... |
Der Orca Edge setzte sich in den USA ziemlich
erfolgreich durch. Das Problem war bloß, dass Orca Industries eine sehr kleine Firma war
und nur etwa ein Stück pro Tag produziert werden konnte. Für Europa reichte es also
nicht. Technisch bemerkenswert war u.a. das LC-Display, das einen wesentlich geringeren Stromverbrauch aufwies als die bisherigen LED-Anzeigen. Darum konnte er auch mit Standard-Batterien arbeiten. |
![]() Der bezog bereits den Luftverbrauch mit ein (Schlauch zur 1. Stufe), konnte aber seltsamerweise keine Nullzeit-Tauchgänge verarbeiten, was den kommerziellen Erfolg doch stark einschränkte. |
Ab
1985 (Decobrain II) war dann das Modell
ZHL-16 von Bühlmann implementiert (16 Gewebe, Halbwertzeiten von 4 bis 630 min). Dafür
gab es sogar schon drei Updates, P2-1, P2-2 und P2-3, wie das heute so üblich ist. Der Computer wurde von einem Cadmium/Nickel-Akku versorgt, der etwa 80h hielt. Er wog etwa 850g, konnte aber am Unterarm getragen werden, dessen ganze Länge er einnahm :-) Die Mutter aller Tauchcomputer litt ebenfalls unter Wassereinbruch und wurde später durch kompaktere und wirklich wasserdichte Geräte ersetzt, war aber doch der erste wirklich auf dem europäischen Markt vertriebene TC, denn die US-amerikanischen waren nur mal sporadisch erschienen. |
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Links die Prozessor-Platine des
Dekobrain in klassischer Bauweise aus damals üblicher 2-Ebenen-Leiterplatte und einzelnen
ICs. Dazu gehörte noch eine zweite LP mit vier LC-Displays. Den schlechteren Kontrast gegenüber den LED-Anzeigen nahm man für den wesentlich geringeren Energieverbrauch in Kauf.. |
Bedienungsanleitung Decobrain Wer sich tiefer mit den konstruktiven Problemen von Tauchcomputern beschäftigen will, sollte sich unbedingt mal die oben verlinkten Eigenbau-Projekte ansehen |
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Von Dacor kam als Nachfolger des
Decobrain der Microbrain, der schon voll die Fortschritte der Elektronik-Technologie
nutzte (SMD) und wohl als erste industrielle Entwicklung gelten konnte, die das
Experimentierstadium verlassen hatte. |
1986
überraschte eine finnische Firma, die allerdings vorher schon einen guten Tauchkompass,
den SK4, entwickelt hatte, den europäischen Markt mit einem soliden, ausgereiften und
preiswerten TC, Suunto mit dem SME-ML. Er berechnet 9 Gewebe mit Halbwertszeiten von 2,5 bis 480 min und orientiert sich an den USNavy-Tabellen. Die empfohlene Aufstiegsgeschwindigkeit ist 10m/min. Der SME-ML (ML steht für MultiLevel) hatte erstmals einen Profilspeicher für die Tauchgänge, 1 Tupel alle 3 min, Gesamtkapazität 10h. Sein kräftiges Metallgehäuse (schön ist, was funktioniert!) ist relativ klein und wiegt etwa 120g. Die 1,5-V-Batterie hält etwa 1500h und sie lässt sich relativ leicht selbst wechseln. Leider geht der SME-ML bei 60m in den Errormodus, und die maximale Zeit auf einer Dekostufe ist 30min. Ich setze ihn immer noch als Zweitcomputer ein, er ist unverwüstlich. Viele Diveguides können ihn nicht bedienen ;-)) Na, und was Suunto heute macht, weiß ja jeder ! |
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Und dann kommt 1987, kurz nach dem SME-ML, der TC, der wohl (zumindest in D) die größte
Verbreitung gefunden hat, der beliebte und verdammte, graue, hässliche, robuste ALADIN
von der Schweizer Firma UWATEC. Sein Algorithmus läuft nach dem Bühlmann-Modell ZHL-12, mit sechs Geweben, mit Entsättigungszeiten zwischen 4 und 300 min und einer einheitlichen Aufstiegszeit von 10m/min. Der erste der Familie merkt sich nur maximale Tiefe und Tauchbeginn von fünf Tauchgängen. Seine selbst wechselbare 3,6-V-Batterie hält etwa 800 Tauchgänge. Er lässt Tauchtiefen von 100m zu. Spätere Modelle werden vor allem wegen der nur noch vom Hersteller zu wechselnden Batterie, der ungenauen Batterieanzeige und der festen Dekostufen kritisiert. Seine Verbreitung ist trotzdem eine ungeheure, und auch die Nachfolgemodelle finden ziemlichen Anklang. |
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Patrice BOURDELET (taucht seit 1969) hat zum
Komplex TC ein Buch geschrieben, das man noch kaufen kann: L'ordinateur de plongée, Editions Turtle Prod, 145 Seiten, ISBN 978-2-9530430-2-0, 25 Euro
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Altes Tauchen -> Altes --> Entwicklung Tauchcomputer | Letzte Änderung : 03.06.2021 |