Druckluft-Tauchgerät
Hydromat 1"
Zur Leipziger Frühjahrsmesse 1964 wird der VEB Medizintechnik Leipzig dem
interessierten Verbraucherkreis ein neues Preßlufttauchgerät vorstellen.
Ausgehend vom Bedarf war eine Lösung zu finden, die sowohl Tauchsportler als auch
Wissenschaftler und Berufstaucher zufriedenstellt. Die Erzeugung verschiedener, auf einen
ganz bestimmten Bedarf zugeschnittener Typen ist aus ökonomischen Gründen nicht
vertretbar. Ebenso führt die Beachtung der Arbeitsschutzanordnungen der DDR und der
vorgesehenen Exportländer zu einer ganz bestimmten Grundkonzeption. Wenn ein
zukunftssicheres Erzeugnis entstehen soll, sind auch Anordnungen zu beachten, die zur Zeit
nur im Entwurf vorliegen.
Die technischen Daten eines Tauchgerätes
werden von physiologischen Größen bestimmt. So kann z. B. das Atemzeitvolumen bei
angestrengter Tätigkeit auf das Vielfache des Wertes bei normaler Belastung ansteigen. Da
der Verlauf der Atmung etwa sinusförmig ist und in einer Minute ebensoviele Aus- wie
Einatemphasen liegen, erhöht sich das Volumen des durchfließenden Atemgases weiter. Der
Regler muß also, wenn er eine physiologisch richtige Atmung zulassen soll, bei jedem
Flaschendruck erhebliche Durchflußmengen bewältigen. Dabei müssen die Atemwiderstände
möglichst klein sein. |
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Alle Querschnitte in Düsen, Ventilen und
Leitungen (hierzu gehören auch Schläuche und Mundstück) sind daher genau zu berechnen
und mit Hebelübersetzung, wirksamer Membranfläche und den vom Druck in den Stahlflaschen
herrührenden Kräften abzustimmen. Da der Druck in den Stahlflaschen beim Betrieb des
Gerätes von 200 auf 5 kp/cm2 sinkt, verändern sich auch die von dort herrührenden
Kräfte im Verhältnis 200 : 5.
Hat der Regler nur eine Stufe (d. h. der
Lungenautomat arbeitet direkt gegen den Flaschendruck), so sind Durchflußmenge und
Atemwiderstand stark vom Flaschendruck abhängig. Wird dagegen dem Lungenautomaten ein
Druckminderer vorgeschaltet, also ein zweistufiger Regler verwendet, bleibt der
Arbeitsdruck des Lungenautomaten bis zu einem Flaschendruck von 5 bis 10 kp/cm2 konstant.
Durchflußmenge und Atemwiderstand ändern sich nicht mit dem Flaschendruck.
Taucher stehen ohnehin einer Menge Gefahren gegenüber, deshalb sind Gefährdungen durch
das Gerät weitgehend auszuschalten. Es muß eine sichere Funktion des Gerätes über
lange Betriebszeit gefordert werden. Außerdem ist die dauernde Kontrolle des
Flaschendrucks und eine zuverlässig funktionierende Austauch-Warnvorrichtung notwendig.
An dieser Stelle zugunsten eines niedrigen Preises zu sparen, hieße das Leben der Taucher
leichtfertig aufs Spiel setzen. |
Abhängigkeit des Einatemwiderstandes von der Tauchtiefe bei den
Tauchgeräten Hydromat", dem französischen Gerät Mistral" und dem
sowjetischen Gerät Ukraina" |
Auch der einwandfreie Sitz des Gerätes ist
sehr zu beachten, weil die Lage des Lungenautomaten zum Träger mehr als allgemein bekannt
die Leistung des Gerätes beeinflußt. Besonders bei Typen mit einer Stahlflasche ist
guter Sitz schwer zu erreichen.
Das Gerät wurde in enger Zusammenarbeit mit den Bedarfsträgern und der Untergruppe
Tauchgeräte der Arbeitsgruppe Atemschutz entwickelt.
Es wird in folgenden drei Ausführungen geliefert:
- Druckluft-Tauchgerät Hydromat 1" - Gerät mit einer 7-l-Preßluftflasche,
- Druckluft-Tauchgerät Hydromat 2" - Gerät mit zwei
7-l-Preßluftflaschen,
- Druckluft-Tauchgerät Hydromat 3" - Gerät mit drei
7-l-Preßluftflaschen.
Der Regler ist zweistufig ausgebildet, womit der Einfluß von Tauchtiefe, Flaschendruck
und Atemzeitvolumen auf den Atemwiderstand weitgehend ausgeschaltet wurde.
Die Abhängigkeit des Atemwiderstandes von der Tauchtiefe als wichtigstes Funktionsmerkmal
ist in Bild 5 dargestellt. Hierzu wurden Messungen in einem Druckbehälter bei Drücken
bis 4 kp/cm2 (= 40 m Wassertiefe) durchgeführt.
Um hohe Korrosionsbeständigkeit zu erreichen, wird für alle wichtigen Bauteile des
Reglers rostfreier Stahl verwendet.
Um den Totraum klein zu halten und um das Eindringen von Wasser in Schlauch und
Lungenautomaten zu verhindern, sind im Mundstück zwei Ventile eingebaut.
Der Regler ist mittels Handverschraubung mit den Preßluftflaschen verbunden. Ein 0-Ring
sorgt für selbsttätige Dichtung durch den Hochdruck.
Für die Prüfung der Geräte
wurden besondere Meß - Einrichtungen zur Einhaltung optimaler Funktionswerte geschaffen.
Als Ein- bzw. Ausatemwiderstand wird der während Ein- bzw. Ausatemphase am Mundstück
gemessene maximale Druck in mm WS bezeichnet.
Den Kurven im nebenstehenden Bild liegen folgende Meßbedingungen zugrunde:
Künstliche Lunge, Hubvolumen eingestellt auf 2 l, Frequenz eingestellt auf 15 Hübe/min;
das entspricht einem Atemzeitvolumen von 30 l/min bei 20 °C, 760 Torr. |
Verlauf des Ein- und Ausatemwiderstandes bei einer Beatmung des
Lungenautomaten mit künstlicher Lunge unter Normalbedingungen |
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Das Gerät ist mit einer
Rückzugwarneinrichtung (Reserveschaltung) ausgerüstet. Die Warneinrichtung macht den
Taucher nach dem Erreichen einer bestimmten Druckgrenze in den Preßluftflaschen auf das
Ende des Gasvorrates aufmerksam.
Ein während des Betriebes ablesbarer Druckmesser ist durch eine flexible Hochdruckleitung
mit den Preßluftflaschen verbunden. Der Druckmesser ist eine Neuentwicklung des VEB
Meßgerätewerk Beierfeld (Erzgebirge). Das Meßwerk ist in einem druckwasserdichten
Gehäuse untergebracht. Die Markierungspunkte der Skala und des Zeigers sind mit
Leuchtfarbe ausgelegt.
Beim Hydromat 1" wird als Trageeinrichtung eine gut sitzende Rückenschale aus
Plastmaterial (glasfaserverstärktes Polyesterharz) verwendet. Die Tragegurte sind mit
Schnellverschlüssen versehen, so daß im Notfall ein schnelles Abwerfen des Gerätes
möglich ist.
Die Tauchzeiten richten sich nach dem Atemgasvorrat, dem Luftbedarf des Tauchers und der
Tauchtiefe. Unter Berücksichtigung eines Atemgasbedarfs von 30 l/min an der
Wasseroberfläche, entsprechend mittelschwerer Arbeit, ergeben sich bei den einzelnen
Modellen die in der folgenden Tabelle angegebenen Tauchzeiten in Minuten in Abhängigkeit
von der Tauchtiefe. |
In dieser Tabelle sind weder Zeiten für Auf-
und Abstieg noch Dekompressionspausen enthalten:
Gerätemodell |
Hydromat 1 |
Hydromat 2 |
Hydromat 3 |
Tiefe in m |
0 |
47 min |
93 min |
140 min |
5 |
31 min |
61 min |
93 min |
10 |
23 min |
46 min |
70 min |
15 |
19 min |
37 min |
56 min |
20 |
16 min |
31 min |
46 min |
25 |
13 min |
27 min |
40 min |
30 |
12 min |
23 min |
35 min |
35 |
10 min |
21 min |
31 min |
40 |
9 min |
19 min |
28 min |
Wir möchten an dieser Stelle der
Arbeitsgemeinschaft für Unterwasserforschung der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu
Berlin, dem Zentralvorstand der GST, Abt. Seesport, den Genossen der Nationalen Volksarmee
und der Feuerwehr für die Unterstützung bei der Erprobung der Geräte danken.
Ing. Karl-Heinz Lange, Dipl.-Phys. Walter Görner, Hans Pelz,
VEB Medizintechnik Leipzig |